Mittwoch, 19. Oktober 2011

Regen

Ich sitze auf meinem Fahrrad. Der Regen peitscht mir ins Gesicht, doch es ist mir egal. Die Kapuze habe ich schon lange verloren. Die viel zu laute Musik in meinen Ohren, bewahrt mich davor darüber nachzudenken, was eben passiert ist. Ich habe dich angeschrien, schon wieder.
Hätte ich wohl lieber lassen sollen, denn die Wut darüber steigt immer mehr.
Wessen kluger Plan war es noch mal gewesen im strömenden Regen nach Hause zu fahren?
Ach ja, meiner. Der Bus nach Hause wäre erst viel später gekommen.
Mein Handy klingelt, die Musik verstummt automatisch. Ich halte an und starre auf's Display, dein Name und ein Bild von dir wird angezeigt. Auf dem Bild siehst du echt glücklich aus.
Es ist mindestens drei Monate alt.
Ich lasse es eine Minute und zwanzig Sekunden klingeln, dann springt endlich meine Mailbox an.
Die Musik in meinen Ohren wird wieder lauter und ich fahre weiter. Auf dem nächsten Schild an dem ich vorbei komme steht, dass es noch vier Kilometer bis in das Dorf in dem ich wohne sind und bis dahin nichts als Bäume, überschwemmten Wiesen und eine völlig leere Straße.
Irgendwann bleibt mir die Luft weg. Ich ignoriere es und fahre einfach weiter. Meine Kehle brennt, wie Feuer. In meinem Kopf fängt sich alles an zu drehen.
Seit wann bin ich eigentlich so unausdauernd?
Schon verliere ich das Gleichgewicht und liege mitten auf dem Bürgersteig, in einer Pfütze. Mein Kopf tut vom Aufprall weh, doch ich merke es kaum.
Vielleicht sterbe ich ja endlich, ist mein letzter Gedanke, bevor sich meine Augen schließen.


Zwei warme Hände die mein Gesicht berühren wecken mich wieder auf. Ich liege noch immer in der Pfütze und der Regen ist noch schlimmer geworden. So warme und weiche Hände hat nur einer, ich muss meine Augen nicht aufschlagen um zu wissen, wer da neben mir hockt. 
Deine Hände verschwinden wieder und ich höre wie du mein Fahrrad aufhebst, um es in dein Auto zu legen. Der Kofferraum knallt wieder zu und ich höre deine Schritte, die nun wieder näher kommen. Schön die Augen zulassen, ermahne ich mich selber. Irgendwie trägst du mich zum Auto und setzt mich auf den Beifahrersitz. Du fährst los. Da meine Augen noch immer geschlossen sind, habe ich keine Ahnung in welche Richtung du fährst. 
"Ich weiß genau, dass du wach bist."
Na wunderbar, irgendwie hätte ich es mir ja denken können, also schlage ich die Augen auf und stelle mich dem unausweichlichem; dem Gespräch, was ich eben noch nicht führen wollte und weswegen ich dich angeschrien habe.

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